Wir haben eine große Anzahl von handschriftlichen Dokumente von Ujöp Freinademetz: Predigten und Briefe. Die mehr als 90 Predigten, die er größtenteils während seiner Jahre in St. Martin in Thurn hielt, wo er als Kaplan tätig war (1876-1878), vermitteln das Bild eines theologisch sehr gut vorbereiteten Priesters. Und die fast 70 Briefe, die aus China geschrieben wurden, geben uns die Möglichkeit, die Geschichte eines bescheidenen und außerordentlich fähigen Menschen zu rekonstruieren, der voller Mut und Gottvertrauen war. Wir folgen den Spuren des Missionars von Oies und betrachten ihn mit den Augen von heute, um die menschlichen, historischen und religiösen Aspekte zu erfassen, die uns die schriftlichen Zeugnisse überliefert haben.
Ujöp, Sohn seiner Zeit
Ujöp Freinademetz wurde am 15. April 1852 in Oies als viertes von 13 Kindern von Giovanmattia Freinademetz und Annamaria Sotvalgiarei geboren. Die Familie war arm, aber tief in religiösen Werten verwurzelt, wie dem täglichen Gebet, dem Besuch der Messe und der Solidarität mit dem Nächsten.
Ujöp war gut in der Schule, so dass ihm geraten wurde, sein Studium in Brixen fortzusetzen. Im Priesterseminar entwickelte er eine missionarische Berufung und studierte Theologie mit dem Ziel, in die Mission zu gehen. Im März 1879 ging sein Traum in Erfüllung: Ujöp reiste nach China, wo er 29 Jahre lang blieb.
An Schwierigkeiten mangelte es nicht: Die Mission war gewaltig, die Arbeit endlos, und die Chinesen schienen nicht gewillt zu sein, eine neue, von den imperialistischen Europäern eingeführte Religion anzunehmen: Die Politik spielte eine wichtige Rolle, um die Abneigung der Chinesen gegen die Europäer zu schüren.
Ujöp versteht es, die Menschen, auf die er zugeht, für sich zu gewinnen, aber er muss sich auch mit dem Hass und der Verfolgung von Christen auseinandersetzen. Unerschrocken fuhr Ujöp fort, die Chinesen zu lieben und zu bekehren, suchte einen nach dem anderen auf und betete zu Gott, die ihm anvertrauten Menschen zu beschützen.
Eine theatralisch–musikalische Darstellung eigener Art vorgetragen in ladinischer Muttersprache, in einem suggestiven und originalen Umfeld, welches kein besseres hätte sein können als OIES, der Geburtsort des Heiligen Ujöp Freinademetz.
Das Theaterstück basiert auf eine genaue Erforschung historischer Dokumente und Biographien, die uns eine Person näherbringt, die sehr mutig, erfolgreich, aber auch von Niederlagen nicht verschont wurde, jedoch voller Menschlichkeit und Liebe geblieben war. Die Theaterszenen und die Erzählung präsentieren anhand von Liedern und musikalischen Einlagen die Lebensgeschichte des Heiligen Ujöp Freinademetz: von Oies bis China, auf seiner Reise zum Heiligtum. Sein geistliches Testament, der zentrale Gedanke des Stückes, überlebt die Zeit und ist aktueller denn je.
Der Mut, sich dem Fremden zu öffnen
Der Heilige Ujöp von Oies hat uns Vieles zu lehren. Geboren in einem kleinen Weiler zerstreut zwischen den Bergen, hatte er schon als kleines Kind den Wunsch, sich der Welt zu öffnen und Menschen, Kulturen sowie neue Gegenden kennenzulernen. Er verlässt seine Heimat, seine Leute und sein Land, um in die weite, geheimnisvolle Ferne zu ziehen. Ohne Furcht! Er befreit sich von seinen Vorurteilen und legt bald sein Gefühl der Überheblichkeit ab.
Obwohl er ein Kind seiner Zeit ist, charakterisiert durch eine strenge und rigide Religiosität, ist Ujöp in der Lage und bereit, seine religiöse Sichtweise und seine persönlichen Überzeugungen offen zu reflektieren. In China eingetroffen, um die Religion zu überbringen, versteht Ujöp, dass er die Wahrheit des Evangeliums nur dann weitergeben kann, wenn auch er ein Chinese unter den Chinesen wird. Und nur dann, wenn er die Menschen spüren lässt, dass er sie liebt!